Als wir vor Jahren unseren Garten übernommen haben, war eine unserer ersten Tätigkeiten, eine Wildhecke zu pflanzen. Es hat ein bisschen gedauert bis sie schön buschig geworden ist, aber dieses Jahr war es soweit!
Wir hatten uns für heimische Sträucher entschieden und darunter ist auch eine Echte Mispel. Also nicht die orangefarbenen Früchte, die es ab und an beim Obstladen um die Ecke gibt, sondern die echte mespilus germanica.
Sie ist inzwischen zu einem quasi fast schon kleinem Baum herangewachsen und trägt Jahr für Jahr mehr Früchte. Bis jetzt wussten wir nie so genau was wir mit den Früchten machen sollen. Sie sind am Baum nämlich zunächst steinhart und schmecken grässlich wenn man sie probiert. Das liegt an dem hohen Tanin-Gehalt der Frucht, es zieht einem buchstäblich den Mund zusammen! Im Mittelalter war die Mispel in Deutschland weit verbreitet. Sie wurde geschätzt, sowohl als Pflanze zum Gerben, als auch als Heilpflanze. Sie wirkt entzündungshemmend, harntreibend und soll Verkalkungsprozesse verringern! Wow. Zudem kam die letzte Jahre, immer um die Zeit, eine türkische Mitgärtnerin vorbei, um uns zu ermutigen die Früchte bloß nicht verkommen zu lassen.
Und sie erklärte uns auch, das man die Früchte der Mispel erst nach den ersten kräftigen Nachtfrösten essen kann. Oder man lagert sie über Wochen. In beiden Fällen werden sie auf einmal dunkler und etwas schrumpelig und man denkt, oh je jetzt habe ich sie doch verfaulen lassen… Aber weit gefehlt. Das ist genau der Zeitpunkt, um Mispeln roh zu geniessen, indem man sie einfach „auszutzelt“ oder sie verarbeitet. Roh schmecken die Mispeln in etwa wie Apfelmus direkt aus der Frucht, etwas herber vielleicht. Die Schale lässt sich nicht mitessen, zumindest schmeckt sie mir nicht. In der Mispel befinden sich 4 relativ große Kerne. Eine Möglichkeit den Reifungsprozess etwas zu beschleunigen ist, die Früchte über Nacht ins Gefrierfach zu legen und dann wieder auftauen zu lassen. Der „Frost“ lässt die Früchte weich werden.
Da der Baum dieses Jahr unter seinen Früchten fast zusammenbricht, habe ich also begonnen einige zu ernten. Zusammen mit einer Quitte habe ich ein feines Mus aus den Mispeln gekocht, so ein bisschen nach dem Motto „Mispeln für Anfänger“. Ich war mir nicht ganz sicher, ob die Misteln pur in meiner Familie Anklang finden würden. Ein Teil des Muses habe ich weitergekocht und zu Mispel-Quitten-Brot verarbeitet. Sehr süß, aber auch sehr lecker!
Mispel-Quitten-Mus/Brot
- 500g weiche Mispeln
- 500g Quitten
- 1 Zimtstange
- Saft einer Zitrone
- 1 Vanilleschote
- 400g Zucker
Die Quitten abreiben, waschen und in grobe Stücke teilen. Mit den Mispeln in einen großen Topf geben und knapp mit Wasser bedecken. Zimtstange dazu geben. Etwa 40 Minuten auf kleiner Flamme köcheln, bis die Quitten sehr weich geworden sind. immer wieder umrühren und eventuell Wasser zugeben. Mispeln und Quitten durch eine „Flotte Lotte“ passieren (wer dieses tolle Küchengerät nicht zu Hause hat, kann die Masse durch ein Sieb streichen, dies ist allerdings sehr viel anstrengender“). Vorsicht, die Kerne der Mistel können sich hier etwas verklemmen, also immer mal nach rechts und links drehen.
Das Mus mit dem Zucker und Zitronensaft verrühren, die Vanillestange auskratzen und dazu geben und weiter 40-60 Minuten offen köcheln lassen. Auch hier immer wieder umrühren, damit die Masse nicht anbrennt! Sobald die Masse dicker wird und man Aufstrich daraus machen möchte, in sterilisierte Gläser abfüllen und bald aufessen! Für das Mispel-Quittenbrot die Masse noch weiter eindicken lassen, bis eine Paste entsteht. Eine kleine Form mit Backpapier auslegen un die Masse hinein füllen. Vollständig erkalten lassen und dann in Würfel schneiden. Wer mag verpackt sie in Pergamentpapier.
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